22. März 2025
Eine effiziente und nachhaltige Produktionsplanung ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen – sie entscheidet über Erfolg oder Stillstand. Die Verfahren und Modelle der Produktionsplanung sind bereits seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Das technologische und gesellschaftliche Umfeld produzierende Unternehmen ändert sich aber aktuell einschneidend und damit auch die Anforderungen an die Gestaltung der Produktionsplanung. Daraus ergeben sich vier zentrale Thesen für eine wettbewerbsfähige Produktionsplanung in der Zukunft:
- Eine komplexe Produktion ist nur mit einer mehrteiligen und integrierten IT-Systemlandschaft der Planung wettbewerbsfähig.
- Die Planenden agieren als Strategen, nicht als operative Entscheider*innen.
- Die Nachhaltigkeitswende erfordert eine Erweiterung der Planung.
- Produktionsplanung wird zur Kreislaufplanung.
Eine komplexe Produktion ist nur mit einer mehrteiligen und integrierten IT-Systemlandschaft der Planung wettbewerbsfähig.
Eine volatile Nachfrage, unsichere Marktbedingungen und schwankende Rohstoffpreise erschweren die Produktionsplanung. Die zunehmende Komplexität globaler Lieferketten sowie die wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit verstärken diese Herausforderungen zusätzlich. Diese Faktoren führen zu einer steigenden Komplexität in der Produktion und somit auch in der Produktionsplanung. Um den Anforderungen an die Produktionsplanung gerecht zu werden, muss auch die IT-Systemlandschaft der Unternehmen diese Komplexität abbilden können. Die bestehende Planung mit einem ERP-System oder mithilfe von Excel-Tabellen ist bereits heute – spätestens aber in naher Zukunft – nicht mehr ausreichend.
In Zukunft benötigt die Produktionsplanung eine mehrteilige und integrierte IT-Systemlandschaft der Planung, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Während grundlegende Aufgaben wie die Materialbedarfsplanung weiterhin im ERP-System verbleiben, werden komplexere Planungsprozesse zunehmend ausgelagert. So könnten Dispositionsparameter in eigenständigen Tools optimiert, die Absatz- und Produktionsgrobplanung in APS- oder SCM-Systemen durchgeführt und die Feinplanung unter Berücksichtigung von Rüstzeiten, Auftragsfreigabe oder Reihenfolgeplanung in integrierten MES-Modulen realisiert werden. Das ERP-System bleibt dabei die zentrale Datenquelle, aus der alle relevanten Stammdaten wie Materialinformationen, Stücklisten und Arbeitspläne bezogen sowie Bewegungsdaten, wie Beschaffungs- oder Fertigungsaufträge, generiert werden.
Um eine funktionierende modulare IT-Systemlandschaft zu gestalten, ist es erforderlich, die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen präzise zu definieren. Nur so können Daten effizient und fehlerfrei zwischen den einzelnen Modulen ausgetauscht und zusätzliche Systeme einfach integriert werden. Dabei bedeutet mehr Komplexität nicht zwangsläufig größere Schwierigkeiten. Durch eine sorgfältige Planung und den gezielten Einsatz der richtigen Technologien können Unternehmen die Herausforderungen der Komplexität meistern und gleichzeitig von mehr Flexibilität und Genauigkeit in der Produktionsplanung profitieren.
Die Planenden agieren als Strategen, nicht als operative Entscheider*innen.
Derzeit verbringen Produktionsplanerinnen und -planer den Großteil ihrer Zeit damit, den Auftragsfortschritts an andere Abteilungen zu kommunizieren, Termine von Aufträgen zu ändern oder Planungsfehler zu beheben. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ist es entscheidend, dieser zeitaufwendigen, aber wenig produktiven Tätigkeiten zu reduzieren. Dies lässt sich durch den gezielten Einsatz moderner IT-Systeme erreichen, die solche Aufgaben automatisiert übernehmen. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Automatisierungslösungen und Systeme wie ChatGPT ermöglichen diese Transformation und eröffnen neue Potenziale.
Planerinnen und Planer können sich dadurch wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren: strategische Entscheidungen in der Planung, die echten Mehrwert schaffen. Ihr Fachwissen fließt gezielt in die Anreicherung von Daten, die Optimierung von Planungsstrategien und die Anpassung von Zielgrößen ein. Das Ergebnis ist ein effizienterer und zukunftsorientierter Produktionsplanungsprozess, der die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig steigert.
Die Nachhaltigkeitswende erfordert eine Erweiterung der Planung.
Nachhaltigkeit gewinnt kontinuierlich an Bedeutung und ist eine Pflicht für produzierende Unternehmen, insbesondere auch bedingt durch den zunehmenden Marktdruck sowie rechtliche Vorschriften und Rahmenbedingungen. Die Produktionsplanung plant und steuert den Output der Produktion und trägt damit maßgeblich zur Nachhaltigkeit im Unternehmen bei. Zukünftig werden Produktionspläne nicht mehr nur anhand von Kosten oder Maschinenauslastung optimiert, sondern auch anhand von Umweltfaktoren wie Energieverbrauch, CO₂-Emissionen und Wasserverbrauch in Echtzeit bewertet. Die Materialbedarfsplanung muss neben den Produktionsmengen auch Abfallmengen bestimmen sowie Beschaffungsquellen energie- und emissionsoptimiert auswählen. Wesentliche Nachhaltigkeitsgrößen entwickeln sich zu festen Größen, die aktiv in die verschiedenen Aufgaben der Produktionsplanung einfließen. Dies ermöglicht es, strategische Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen operativ umsetzen.
Produktionsplanung wird zur Kreislaufplanung.
Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit gewinnt die Kreislaufwirtschaft immer stärker an Bedeutung. Unternehmen setzen zunehmend auf den Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Produkte werden zukünftig nicht mehr nur produziert und versendet, sondern gleichzeitig auch zurückgeführt, wiederaufbereitet und erneut verkauft. Dies entkoppelt das Wirtschaftswachstum aktiv vom Ressourcenverbrauch. Produktionsplanerinnen und -planer gestalten künftig sowohl die vorwärts- als auch die rückwärtsgerichtete Produktion.
Die Rückführung von Produkten bringt Herausforderungen mit sich, insbesondere aufgrund stark schwankender Mengen und Zustände der zurückgeführten Produkte sowie den damit verbundenen Varianzen in den jeweiligen Bearbeitungszeiten. Die notwendige parallele Planung und Steuerung dieser Prozesse erfordert eine durchgängige Verfügbarkeit sowie ein umfassendes Management von Daten über den gesamten Lebenszyklus der Produkte hinweg.
Aufruf zur Teilnahme an Studie
Um die genannten Thesen genauer zu beleuchten, führt das Center Integrated Business Application in Kooperation mit dem FIR an der RWTH Aachen eine Studie zur Zukunft der Produktionsplanung durch. Produzierende Unternehmen sind eingeladen, sich an der Studie zu beteiligen. Ihre Einschätzung ist entscheidend, um ein umfassendes Bild zu den aktuellen Entwicklungen und den zukünftigen Herausforderungen der Produktionsplanung zu erhalten und die notwendige Unterstützung durch Softwareprodukte voranzutreiben.
Alle Teilnehmer*innen gewinnen im Rahmen der Studie exklusive Einblicke in Best Practices sowie aktuelle Entwicklungen in der Produktionsplanung. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, ihre eigenen Herausforderungen und Einschätzungen einzubringen. Als zusätzlichen Mehrwert erhalten alle Teilnehmer*innen Zugang zur Zusammenfassung der Studie mit wertvollen Einblicken in die Strategien und Sichtweisen anderer Unternehmen. Nutzen Sie die Gelegenheit und gestalten Sie die Zukunft der Produktionsplanung aktiv mit!